Nebenbei habe ich heute einen Artikel auf handelsblatt.com gelesen, über den grauen Kapitalmarkt. Zur Rendite wird Herr Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zitiert mit:
„Heute weiß jeder, dass mehr als acht bis zehn Prozent unseriös sind.“
Offenbar ohne einen Widerspruch zwischen den Aussagen zu erkennen, lässt der Autor einen Absatz später Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger in indirekter Rede zu Wort kommen:
Wenn jemand 20 Prozent statt der üblichen drei Prozent Rendite verspreche, werde ohne großes Hinterfragen zugegriffen.
An dieser Stelle fühle ich mich als Leser über den grauen Kapitalmarkt bestens informiert, zumal der Autor vollständig darauf verzichtet, die realen Verhältnisse auf dem Markt genauer auszuleuchten. Dass es keine Definition für den „grauen Kapitalmarkt“ gebe, wie der Autor mitteilt, ist dann ja auch nicht weiter schlimm. Zur Präzisierung kommt noch mal Herr Nieding zu Wort:
„Es ist eine Mischfarbe von schwarz und weiß.“
Aha.
Unnötig, zu erwähnen, dass auf dem grauen Kapitalmarkt wohl auch so ziemlich alle Anlageformen vorkommen. Der Autor vermag hier auch keine Schwerpunkte auszumachen. Falls doch, gibt er es wenigstens nicht zu erkennen.
Ich dachte bisher, um kriminell zu sein, müsse man Gesetze brechen. Hätte der Autor nicht bis hierhin so eine hervorragende journalistische Detailarbeit abgeliefert, wäre ich davon ausgegangen, er zitiere die Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz zur Belustigung des Lesers:
„Die kriminelle Energie, Gesetzeslücken auszunutzen, scheint keine Grenzen zu kennen.“
So aber lässt mich der Redakteur doch etwas verwirrt zurück.
Wenigstens über eines habe ich beim Lesen des Artikels aber Klarheit gewonnen. handelsblatt.com ist eines der wenigen Presseangebote im Internet, das Artikel hinter Bezahlschranken verbirgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mit meinem Geld eine dieser Schranken öffnen werde, ist heute drastisch gesunken. Mir ist das Risiko einfach zu groß, dass ich mich hinterher darüber ärgere.