Friday, 30. March 2012
Nein, es ist der FDP sicher nicht vorzuwerfen, wenn sie sich da hinstellt, wo man sie erwartet, und eine Auffanggesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiter ablehnt. Dennoch hat sie sich an den Gesprächen über die Finanzierung beteiligt. Nun klingen die Protagonisten so, als hätte eine Auffanggesellschaft niemals ernsthaft zur Debatte gestanden. Bemerkenswert ist hier weniger die Position als der politische Stil. Idealerweise geht man im Konflikt in eine Debatte hinein und kommt mit einem Konsens heraus. Hier war es umgekehrt. Die FDP hätte sich, wenn man ihre jetzt dargestellte Entschiedenheit der Ablehnung ernst nehmen darf, niemals mit an den Tisch setzten sollen. Ernst nehmen sollte man die Entscheidung der FDP nicht. Man weiß doch, dass ihr das Ergebnis aus dem Saarland in den Knochen sitzt. Die FDP steht inzwischen so mit dem Rücken an der Wand wie ein von der Polizei umstellter Bankräuber: Man muss jederzeit damit rechnen, dass er ohne erkennbare Vorankündigung die Knarre zieht und abdrückt.
Es ist nur zu hoffen, dass der Wähler der FDP ihre Unberechenbarkeit nicht als Haltung auslegt. Denn letztere ist hier nicht zu erkennen. Die FDP geht nämlich auch in der Argumentation in die Irre. Es ging hier nicht um Hilfe für Schlecker, sondern um eine soziale Maßnahme für die Mitarbeiter. Die Insolvenz ist schon eingetreten, die Filialen sind geschlossen. Begriffe wie „Ordnungspolitik“ und „Wettbewerb“ gehen an der Sache vorbei. Aber damit kann man sich halt als Retter des Steuerzahlers vor den gierigen Krallen der Unternehmen aufspielen. Die FDP scheint ernsthaft zu hoffen, damit wieder an Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
„Gleiches Recht für alle, keine Sonderalimentierung für Mitarbeiter von Großunternehmen“, das hätte ich verstanden. Ob ich dem zustimme, ist eine andere Frage. Aber hey, es hat ja keiner gefragt.
Monday, 6. February 2012
Dass Politiker gelegentlich hohle Phrasen von sich geben oder auch mal proaktiv deutlich machen, dass sie die Bodenhaftung gänzlich verloren haben, sind wir ja gewöhnt. Merkel uns heute ein ganz besonders kompaktes Stück Irrsinn geliefert: „Wir weigern uns, die Pleite Griechenlands anzuerkennen.“ Das könnte im Geiste europäischer Solidarität heißen: Wir werden nicht zulassen, dass Griechenland pleite geht. Oder im Sinne von Russisch Inkasso (oder der „Bild“-Zeitung): Egal ob Griechenland pleite ist, es wird zahlen.
Viel wahrscheinlicher ist aber eine andere Variante. Griechenland ist pleite, Merkel weiß es, verdrängt aber die Realität. Und das tut sie so effektiv, dass sie nicht einmal merkt, wenn sie das offen zur Schau stellt. Das ist konsequent. Auf Verdrängung fußte schon die Idee des freiwilligen Schuldenschnitts, bei dem die Banken vor Freude jauchzend auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Durch die Freiwilligkeit sollte verhindert werden, dass ein Kreditereignis, also die formale Pleite eintritt. Den kleinen, realitätsentstellenden Winkelzug haben damals leider gerade diejenigen bemerkt, denen der Bluff galt.
Vielleicht ist Merkel aber auch ein Genie, das in einem Satz den Griechen Solidarität, dem deutschen Steuerzahler die Schonung seines Geldbeutels und den Finanzmärkten die Rückzahlung der Kredite versprechen kann, um so die Märkte und das politische Klima zu beruhigen. Mich beruhigt das eher nicht. Trotzdem hoffe ich, dass ich ihr das jetzt nicht kaputt gemacht habe und drücke ganz fest die Daumen.
An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich meinen Leser grüßen.
Saturday, 4. February 2012
Irgendwann begann mein Drucker, die Meldung „Toner fast leer“ auszugeben. Ich habe dann eine neue Kartusche bestellt, und eben kam mir die Rechnung dazu zwischen die Finger. Die ist fast ein Jahr alt. Der Drucker ist zweieinhalb Jahre alt. Wenn ich annehme, dass ich konstant viel drucke, und mal kurz überschlage, erscheint diese Meldung also spätestens bei einem Füllstand von 40%. Brother, ich habe dich durchschaut!
Friday, 23. December 2011
Auf Zeit online ist seit 2009 ein sehr informativer Artikel über die Asse zu lesen. Der schließt mit folgenden Worten:
Die Grundwässer bei der Asse gehören zum Einzugsbereich der Weser, Hydrologen vermuten auch Verbindungen zur Elbe. Das Ende der Asse würde weit über die Region hinaus strahlen.
Es gab also gute Gründe, sich Gedanken darüber zu machen, ob man den Atommüll da nicht besser wieder herausholt. Wie es aussieht, ist es dafür aber wohl zu spät. Der in der HAZ zitierte Experte mein wohl „Einsturz wegen Wassereinbruchs“ oder zumindest eine weitgehende Destabilisierung, wenn er von einer „Sachlage“ spricht, die innerhalb des nächsten Jahres eintreten werde und die eine Rückholung des Mülls unverantwortbar machen würde. Bitter ist, dass alles danach aussieht, als werde die großflächige radioaktive Verstrahlung unseres Grundwassers zum unabwendbaren Schicksal. Wer Japans Hilflosigkeit bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima gesehen hat, der kann Optimismus hier nur als Hochmut werten.
Bisher hatte das Hamburger Leitungswasser einen sehr guten Ruf.
Monday, 5. December 2011
Seit Kurzem bin ich Vodafone-Kunde. Das hat seinen Grund. Das E-Netz taugt nichts und die Telekom steht in meiner persönlichen Sperrliste. Mit Resellern habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht, und nach kontinuierlicher Darstellung in den Medien und in einschlägigen Foren scheinen sich in dem Teil der Branche eher Drückerkolonnen und Abzockvereine zu tummeln als lautere Unternehmen. So blieb Vodafone trotz des nach meinem Geschmack eher peinlichen Markenimages die einzige Option.
Meine ersten Erfahrungen mit dem Unternehmen waren schon traurig. Im Shop fand ich in den Vertragsunterlagen das Verbot von VoIP- und Peer-to-Peer-Verbindungen. Der Tarif wurde aber damit beworben, dass genau die erlaubt seien. Offenbar liest heute keine mehr Verträge, denn der Fachmann hinterm Tresen sagte, dass das vor mir noch niemandem Aufgefallen wäre. Immerhin wurde die Klausel anstandslos gestrichen. Die Rufnummernportierung hat immerhin drei Wochen gedauert. Am alten Anbieter wird's nicht gelegen haben, der hat nämlich nach Eingang der Kündigung umgehend abgeklemmt. Von Vodafone erhielt ich keine brauchbaren Statusinformationen zur Portierung. Bis heute weiß ich nicht, ob und warum die nach Angaben der Hotline versuchte Portierung gescheitert ist oder ob es den Versuch gar nicht gab und der Portierungsauftrag einfach verschlampt wurde. Zu den alternierenden Auskünften würden beide Versionen der Realtät passen.
Nun hat Vodafone mein Telefon abgeklemmt. Dem vorausgehend hatte ich eine Rechnung erhalten, auf der Mahngebühren aufgeführt waren, obwohl ich nie eine Mahnung erhalten habe, und Gebühren für Zahlung per Überweisung, obwohl doch Lastschrift vereinbart war. Die vorherige, erste Rechnung war auch noch als offen aufgeführt und ich wurde aufgefordert, auch die zu begleichen. Und tatsächlich hatte Vodafone nicht einmal versucht abzubuchen. Kontonummer und Bankleitzahl sind in den Vertragsunterlagen aber korrekt erfasst. Der Versuch, das über die Hotline zu klären, lief ins Leere. Nachdem ich mich zu Rechnung / Zahlung / sonstige Fragen durchgepiepst hatte, wurde mir automatisch mitgeteilt, dass meine Rechnung fällig wäre, wohin ich den Betrag überweisen könne und dass ich eine 0900er-Nummer anrufen könne, wenn ich weitere Fragen hätte. So nicht. In so einem Moment liegt es nahe, die Sache per Einschreiben zu klären.
Eben war ich auf der Post und habe das Einschreiben aufgegeben. 2,60 € sollte ich zahlen. Normalerweise versende ich Einschreiben per Einwurf, und die sind deutlich günstiger. Also fragte ich nach:
Ich: Einwurf? Post-Mitarbeiter: Vodafone?
Manchmal sehne ich mich nach der Zeit ohne Telefon und ohne Internet zurück. Nicht, weil diese Technologien mein Leben zu hektisch machen würde, sondern weil ich einfach mit den Anbietern nicht auseinandersetzen will.
Übers Festnetz habe ich die Hotline eben doch noch erreicht. Der Mitarbeiter wird jetzt versuchen, den Sachverhalt zu klären. Er sagte, wenn ich überweise, würde die Sperrung aufgehoben werden. Ich möchte die 8,99 EUR aber nicht bezahlen, auch wenn er mir eine Gutschrift zugesagt hat. Aus Erfahrung mit anderen Anbietern weiß ich, wie schwierig es ist, einmal gezahltes Geld zurückzubekommen. Und auch wenn es ein Kleckerbetrag ist: Dieses Geschäftsgebaren möchte ich mit keinem Cent honorieren.
Friday, 2. December 2011
Nachdem ich jetzt einen neuen Kernel mit CONFIG_PREEMPT=y übersetzt habe, ist auch das letzte Knacken verschunden. Das System erreicht Latenzwerte von 5,6 ms. Wie ist die Zahl zu bewerten? Ist das gut?
Über die Schallgeschwindigkeit lässt sich das in einen Abstand umrechnen. Der betrüge etwa 2m, also wenig im Vergleich zu einigen Proberaum- und Bühnensituationen. Damit kann ich leben.
Ruft doch eben eine Maklerin bei mir an, ob bei mir in der Nähe ein Haus oder eine Wohnung zu verkaufen wäre. Hahahahahaha! Eine Büroetage kann sie mieten. Das war leider nur ein Treppenwitz.
Friday, 25. November 2011
Ich hatte hier schon berichtet, wie man Realtime unter Ubuntu aktiviert. Das sah auch alles ganz gut aus, die Anwendungen haben nicht mehr gemault, und es hat auch alles funktioniert, bis ich die Sache mal ausgereizt habe. Inzwischen findet man auch ein wenig Dokumentation im Netz. Folgende Erkenntnisse:
Jetzt habe ich nur noch XRuns auf der Eins. Das wird an der etwas fetten Bassdrum liegen.
Saturday, 19. November 2011
Des braunen Terrors wegen fordert er wieder die Vorratsdatenspeicherung. Man muss sich das einmal Vorstellen: Der Verfassungsschutz Thüringens hatte mehrere V-Leute im Umfeld Gruppe, man stand schon 1998 kurz vor der Verhaftung, hat das aber abgeblasen, man hat die Täter mehrmals untertauchen lassen. Über mehr als ein Jahrzehnt hat man die Leute gewähren lassen, hat sie mordend durchs Land ziehen lassen. Mindestens einmal war ein Verfassungsschützer quasi vor Ort, stand als Zeuge aber nicht zur Verfügung. Der Verfassungsschutz hat allem Anschein nach, ob aus Leichtsinn, Blindheit oder Absicht ist dabei fast egal, nationalsozialistische Propaganda und die Terroristen selbst finanziert. Man muss sich fragen, ob der Verfassungsschutz die rechtsextremistische Szene unterwandert hat oder ob es umgekehrt war.
Nun bedauert Bosbach in der Tagesschau, dass man die Telefon- und E-Maildaten der Täter vom letzten halben Jahr nicht zur Verfügung hätte und versucht erneut die Totalüberwachung der deutschen Bevölkerung schmackhaft zu machen. Als hätte man so die Morde verhindern können. Ich bin nicht sicher, ob das mit Vorratsdatenspeicherung besser hätte gelingen können, aber ich weiß sicher, wer ein Gelingen unter Garantie vereitelt hätte: solche Verfassungsschützer. Herr Bosbach, das Problem ist nicht die fehlende Vorratsdatenspeicherung.
Friday, 11. November 2011
Es ist ja schön, dass sie endlich auf die Spur der Döner-Mörder gekommen sind. Speiübel wird mir aber, wenn ich folgende Worte auf tageschau.de lese:
Die beiden Toten und die 36-Jährige waren in der rechtsextremistischen Gruppe "Thüringer Heimatschutz" aktiv. Kopf der Gruppe war ein V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes.
Dass man V-Leute in kriminelle Milieus schickt, um sie zu durchleuchten, verstehe ich ja noch. Aber muss der Verfassungsschutz sich gleich an die Spitze setzen? War das etwa nötig, um die Gruppe und damit den auszuforschenden Gegenstand zu erhalten? Aus der Bundestagsfraktion der Grünen kommen da ganz interessante Fragen. Ich zitiere noch einmal tagesschau.de:
Die Frage sei nun, warum die mutmaßlichen Täter jahrelang unentdeckt geblieben seien, sagte Lazar. "Da fragt man sich schon, was machen die Ermittlungsbehörden, und wozu haben wir die V-Leute des Verfassungsschutzes?"
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