Friday, 27. July 2012
„Focus online“ berichtet, die Kioske stürben langsam aus, und lässt einen Kioskbetreiber die Überlebenschancen seines Geschäfts mit der Worten bewerten: „Wir haben keine Antworten hier.“ Das klingt dramatisch. Autor Johannes Schmitt-Tegge hat es mit dem Artikel „langsam“ schon besser getroffen, falls dieser nicht ohnehin von der DPA stammt, die als weitere Quelle angegeben ist. Glaubt man nämlich seinen Zahlen, muss man sich Fragen, warum er überhaupt berichtet. Bliebe es nämlich ausgehend vom heutigen Bestand von 24.730 Läden bei einem Rückgang von 200 Stück im Jahr, dann würde erst in mehr als 120 Jahren der letzte Kiosk schließen. Nach 150 Jahren, die Kioske nach Angaben von „Focus online“ unsere Städte bereichert haben, wäre also ungefähr Halbzeit für diese Form des Einzelhandels.
Bevor unsere Journaille sich jetzt aufgrund meiner Zahlenspiele aufgefordert fühlt, zu melden, der letzte Kiosk in Deutschland schließe im März 2125, möchte ich den Hinweis nicht unterlassen, dass nicht auszuschließen ist, dass etwa eine gesellschaftliche Entwicklung oder ein neues Marktgleichgewicht die Entwicklung bremst oder gar stoppt oder dass zwischenzeitlich der steigende Meeresspiegel ein Drittel der der Läden vor die Küste verlegt. Die Berechnungen sollen allein den Nachrichtenwert des von „Focus online“ verbreiteten Artikels dokumentieren.
Ein recht sicheres Zeichen für eine Nullnachricht ist übrigens, dass der letzte Satz der Einleitung mit „doch“ beginnt. Um Spannung zu erzeugen, versucht der Redakteur damit einen Kontrast vorzugaukeln oder zu überzeichnen, den die Meldung selbst nicht hergibt. Hier hört man also am besten auf zu lesen. Weitere Signalwörter an dieser Stelle sind „ausgerechnet“ und „trotzdem“. Viel Spaß beim Überprüfen!
Saturday, 14. July 2012
Die deutsche Sprache erlaubt es, neue Wörter zu bilden, indem man existierende zusammensetzt. Nicht ganz falsch, aber ganz schön drollig wird es, wenn man einen Wortteil, der sich eigentlich auf den Lebenzyklus der Verpackung bezog, auf den Inhalt anwendet, ohne sich genau zu überlegen, was am Ende rauskommt:
Ja, das andere Schild gibt es auch. Gesehen im Edeka an der Großen Bergstraße, Hamburg.
Tuesday, 3. July 2012
Bremen, Ottostraße. Bevor ich vom westlichen Ende her einbiege, erhalte ich eine deutliche Warnung. Hier erreiche ich das kriminelle Zentrum Bremens. Auch die Verbrecher sollten gewarnt sein. Denn die Polizei macht unmissverständlich deutlich, dass sie keine Tat unaufgeklärt lassen wird. Oder handelt es sich um eine Kampagne der Polizei Bremen für DNA-Tests? Oder ist es Werbung für Wattestäbchen?
Wenn ich das richtig sehe, handelt es sich hier tatsächlich um Werbung. Die SDNA Forensische Markierungstechnologie GmbH hat es geschafft, eine Kooperation mit der Polizei Bremen aufzubauen. Ihr Name zusammen mit dem der Polizei auf einem Metallschild und nicht etwa auf einem Plakat, wie man es sonst von Werbung gewohnt ist, wirkt natürlich extrem seriös. Das Kürzel „DNA“ im Namen gibt dem ganzen obendrein einen Anstrich von wissenschaftlicher Präzision. Dabei verkauft die Firma, deren Homepage ich hier bewusst nicht verlinke, im Kern Markierungskits, mit denen man sein Eigentum, etwa ein Fahrrad, eindeutig kennzeichnen kann. Mit der Doppelhelix im Zellkern hat das eher wenig zu tun.
Ich persönlich halte diese Produkte für nutzlos. Zwar vereinfachen sie den Eigentumsnachweis. Um den führen zu können, muss man den gestohlenen Gegenstand aber erst einmal wiederfinden. Nebenbei kann ich mir nicht vorstellen, dass sich so eine Markierung günstig auf den Wiederverkaufswert des Gegenstands auswirkt.
Beeindruckt bin ich allerdings vom Marketing der Firma. Besonders gewitzt ist die Geld-zurück-Garantie. Falls man seine Wohnung auffällig mit Aufklebern der Firma versehen hat, eine Registrierung in der Datenbank der Firma vorliegt oder diese verlängert wurde und man trotzdem Opfer eines Einbruchdiebstahls wird, erhält man sein Geld zurück. In der Tat, man zahlt nicht nur einmal für dieses Produkt, sondern die Firma bietet eine einmalige Verlängerung der Registrierung von drei auf fünf Jahre zum Preis von 15 Euro an. Anschließend scheint ein neues Kit fällig zu werden. Bei 123.000 EInbrüchen im Jahr auf 40.000.000 Haushalte in Deutschland ist dieses Versprechen doch mit einem überschaubaren Risiko in der Größenordnung von 0,3 % verbunden.
So, und ich stelle mich jetzt in die Ecke und schäme mich für die Polizei Bremen ein wenig fremd.
Tuesday, 26. June 2012
Das Hilfspaket ist geschnürt, und Moody's fällt nicht besseres ein, als die spanischen Banken herabzustufen. Aufgabe der Ratingagenturen ist es eigentlich, das Kreditausfallrisiko zu bewerten. Das dürfte durch die Finanzhilfen eigentlich gesunken sein. Die Herabstufung ließe sich für mich nur auf zwei Weisen erklären: Moody's wusste gar nicht, dass die spanischen Banken klamm sind. Das allerdings würde die Qualität des Urteils durch die Ratingagentur doch arg in Zweifel ziehen. Oder Moody's Bewertungen beruhen auf so plumpen Kriterien, dass sie das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind. In keinem der Fälle jedenfalls erscheint es vernünftig, dass Ratings in die Bilanzen der kreditgebenden Banken einfließen – und das ist zur Zeit gesetzlich vorgeschrieben, wenn die Bank nicht für viel Geld ein internes Rating erstellt.
Friday, 22. June 2012
„Spiegel online“ spekuliert aufs Neue über die Aufstellung der Fußballnationalmannschaft. Dabei ist das Sturmgeschütz des Mannschaftssports unentschlossen, wie ernst es die Agenturmeldungen nehmen soll. Während im Anreißer ein scharfer Indikativ verwendet wird, reicht es in der Bildunterschrift nämlich gerade noch für ein „womöglich“. Das ist mehr als Gerechtfertigt, wird doch als Quelle neben der „Sport-Bild“ die „Bild“ genannt. Wenigstens weiß man in der Redaktion, dass die Aufstellungen erst 75 Minuten vor Spielbeginn veröffentlicht werden, also um 19:30 Uhr. In 75 Minuten wissen wir also mehr. Wer möchte wetten?
Nachtrag 24.06.: Es gab wohl einen Maulwurf.
Sunday, 17. June 2012
Gerade schrieb Mike Glindmeier im „Spiegel online“-EM-Liveticker:
Zur Aufstellung: Jogi Löw geht - wer hätte es anders erwartet - kein Risiko ein.
Die eingeschobene Frage ist leicht beantwortet: Der Kollege Peter Ahrens vorgestern.
Olé olé,
Olé olé olé olé!
Sunday, 15. April 2012
Ich komm' aus dir Ich häng' an dir
Friday, 30. March 2012
Ich habe eben einen Newsletter von der Gamigo AG erhalten. Darin war auch ein Link, um den Newsletter abzubestellen. Dazu musste ich mich dann erst einmal einloggen. Das Passwort hatte ich noch, ich hatte mich einst angemeldet, um ein aus damaliger Sicht technisch herausragendes 3D-Spiel anzuschauen, das mir empfohlen wurde. Nun funktionierte das Passwort aber „aus Sicherheitsgründen“ nicht. Da war doch was: Ja, die haben mal ihre Datenbank verloren. Gut, das kommt in den besten Familien vor. Ich habe also mein Passwort über die Passwort-vergessen-Funktion neu gesetzt und mich angemeldet. Und siehe da: Das Häkchen für den Newsletter war eh nicht gesetzt. Das ist ein ganz klares Indiz dafür, dass auf das Häkchen auch wenig Rücksicht genommen wird. Also versuchte ich meinen Account zu löschen. Mangels Knopf dafür blieb das erfolglos. Glücklicherweise fand ich eine Funktion, um die E-Mail-Adresse zu ändern. trash-mail.com ist ein E-Mail-Dienst, der mir sehr gut gefällt. Man braucht seinen Account dort nicht einmal zu registrieren. Ich habe also einfach eine trash-mail.com-E-Mail-Adresse eingegeben, bei trash-mail.com den Bestätigungscode abgeholt und eingegeben. Da bei Gamigo sonst nur noch Benutzername und Passwort von mir gespeichert sind, werde ich jetzt wohl unbehelligt bleiben. Gut – mein Vorgehen widerspricht möglicherweise den Geschäftsbedingungen der Gamigo-AG, das habe ich nicht geprüft. Aber dann sollen sie mir doch kündigen. Die Widerspruchsfrist werde ich sicher versäumen.
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