Ich geb's ja zu, manchmal surfe ich ein wenig ziellos im Word Wide Web und verirre mich dabei auch in Ecken, in denen sich kaum jemand freiwillig herumtreibt, genauso, wie ich in Spaziergänge gerne mal Industriegebiete einflechte, um zwischendurch eine besondere Stimmung aufzunehmen. Mein virtueller Spaziergang führte mich heute aus aktuellem Anlass in den Pressebereich von „MasterCard“. Zu Wikileaks und Pressefreiheit war da, wie fast zu erwarten war, nichts zu finden. Aber unter „Unternehmen“ habe ich einen schönen Satz gefunden:
Dabei wurde das Leistungsspektrum der Karte ständig erweitert und so weit individualisiert, dass jeder Kartennutzer eine MasterCard® Karte bekommen kann, die seinen Wünschen und Bedürfnissen entspricht.
Gut, nicht jeder. Als Kartennutzer sollte man beeindruckt sein, dass es nur um Wünsche und Bedürfnisse geht, und gar nicht um Solvenz. Ich wollte daraus einen Witz machen, aber dafür fehlt es an der Neuigkeit. An seine Stelle muss eine Einsicht treten. Die westliche Wirtschaft wird immer weniger getrieben von Innovation, Wertschöpfung und solidem Wirtschaften, sondern immer mehr von Vermarktung. Ohne Rücksicht auf Verluste. Im Wortsinn. Kredite werden gegen Zins verkauft an Kunden, die sie niemals werden zurückzahlen können. Auf der anderen Seite werden die verbrieften Forderungen gegen Provision an die Anleger gebracht. „MasterCard“ lügt hier nicht einmal.