Al Qaida will unsere Wahlentscheidung beeinflussen. Vielleicht mache ich doch heimlich — die Wahl ist ja zum Glück geheim — mein Kreuz bei der CDU, nur um die zu ärgern? Angst habe ich bei El-Kaida jedenfalls höchstens vor der Zahl der möglichen Schreibweisen. Mehr Angst habe ich vor dem Straßenverkehr, meinem eigenen Haushalt und dem Modesalat Rucola. Dafür möchte ich an dieser Stelle mal ganz herzlich der Polizei danken, wo doch in letzter Zeit so heftig auf ihr herumgetrampelt wird — wenn auch nicht ganz zu unrecht.
Westerwelle sagt, eine Stimme für die Piratenpartei sei „im Gulli”. Ich wolte es genau wissen. Wir haben mit der FDP im Zusammenhang mit Bürgerrechten ja nicht die besteErfahrung.
Ich habe einiges an Kritik gegen Westerwelles Antwort vorzubringen.
Ich hatte Herrn Dr. Westerwelle mit der Nase darauf gestoßen, dass mir seine Antwort auf die anderen Fragen zum ZugErschwG etwas zu unscharf waren. Trotzdem wiederholt er fast wortwörtlich den inhaltslosen Text.
Das Thema Vorratsdatenspeicherung umgeht er vollständig.
Wogegen er Bürgerrechte abwägt, beantwortet er lediglich mit dem Hinweis, dass die FDP „auch noch andere Themen” habe. Welche besonders wichtig seien, sagt er nicht. Auch hebt er Bürgerrechte nicht besonders heraus. Das nenne ich Beliebigkeit. Das gesamte FDP-Programm scheint danach Verhandlungsmasse zu sein.
Westerwelle erklärt mir nicht, warum meine Stimme bei der FDP nicht im Gulli wäre — mir ging es dabei ums Inhaltliche, nicht ums Wahlrecht.
Auf der Grundlage bittet er um meine Stimme.
Der Westerwelle lächelt ja im Fernsehen immer so nett. Aber das reicht mir doch nicht, um FDP zu wählen.
Die Grünen stellen heute übrigens ihr Sofortprogramm vor. Punkte sind unter anderem 7,50 € Mindestlohn, Begrenzung von Managerboni auf 500.000 €, Stopp des Baus von Kohlekraftwerken und strengere Regeln für AKWs. Als Schmankerl für die CDU fordert sie einen Untersuchungsausschuss zu Asse, Gorleben und Morsleben. Und die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung. Dabei gibt es wohl kaum Verhandlungsspielraum. Man könnte meinen, damit wäre auch eine Ampel quasi ausgeschlossen. Aber wenn die FDP so biegsam ist, wie Westerwelle sie darstellt und wie sie außer 2005 immer war, würde mich Rot-Rot-Gelb auch nicht mehr überraschen.
Bei mir um die Ecke ist ein Geldautomat der Postbank. Und der hat eine Eigenschaft, die mich bei jedem Besuch wieder frappiert. Dort gibt man zuerst seine Geheimzahl ein, und erst anschließend wählt man den Betrag. Wenn man den schlimmsten Fall annimmt, hat ein böser Bube, der einen nach der Eingabe der Geheimzahl wegschubst, freie Auswahl. Der Schaden wäre wesentlich kleiner, wenn der Betrag vorher feststünde. Blöd genug ist es schon, wenn man sich einfach nur verdrückt und statt der Taste „100” die Taste „1000” erwischt. Es gibt keine Möglichkeit, sich zu korrigieren. Nebenbei sei erwähnt, dass sich der Automat nahe der Reeperbahn befindet. Gleich um die Ecke sind einige Kneipen, in denen es vor Taschendieben nur so wimmelt. Benutzt wird der Automat selbstverständlich auch von unbedarften Touristen.
Ich gehöre zu der Sorte von Menschen, die Geld und Papiere getrennt aufbewahren. Das hat zwei Vorteile. Wenn eins verloren geht, bleibt immer noch eine Möglichkeit, um Fahrkarte oder Taxi nach Hause zu bezahlen. Zudem haben es Taschendiebe in aller Regel aufs Geld abgesehen. Wenn man mal beklaut wird, muss man wenigstens nicht noch für viel Geld neue Papiere besorgen.
Deswegen mag ich die Automaten in den USA. Dort bekommt man seine Karte schon zurück, bevor man irgendeine Taste gedrückt hat. Das kommt mir sehr entgegen. Nach der Auszahlung mit Karte, Geld, Ausweismäppchen und Portemonnaie zu hantieren, ist nämlich zu viel für meine zwei Hände. Genauso handhabt das übrigens die Bahn an ihren Fahrkartenautomaten. Wenn das die Bahn schon macht, lässt das hoffen. Vielleicht entscheidet sich die Postbank ja doch einmal dazu, das OS/2-Gerät durch etwas neueres zu ersetzen.
Der Medienkritiker Stefan Niggemeier berichtete vor drei Tagen in seinem Blog darüber, dass „Bild” sich in letzter Zeit bei Wahlen und Bürgerentscheiden regelmäßig auf die Verliererseite gestellt habe. Niggemeier prangert dabei an, dass mit freundlicher Berichterstattung belohnt werde, wer exklusiv mit „Bild” zusammenarbeite. Und er „freut” sich darüber, dass „Bild” damit im Fall Althaus gescheitert sei.
Es mag sein, dass die Macht von „Bild” schwindet. Überrascht hat mich dann aber doch folgende These:
Wer aber eine Zeitung nach den Interessen solcher Seilschaften ausrichtet, darf sich nicht wundern, wenn sich das Publikum abwendet. Seit Kai Diekmann Chefredakteur ist, hat die „Bild”-Zeitung weit über eine Million oder ein Viertel ihrer Käufer verloren. Sicher nicht nur aus den beschriebenen Gründen, aber womöglich auch.
Tatsächlich sinkt die Auflage der „Bild”-Zeitung seit langem. Ich habe einmal Daten von IVW zusammengestellt, aufbereitet und grafisch dargestellt. Ich habe mir exemplarisch vier Publikationen herausgesucht, um mir anzuschauen, wie „Bild” im Verhältnis zu Mitbewerbern abschneidet. Dabei habe ich stets den größten Topf ausgewählt, also alle Rubriken, alle Samstagsausgaben usw. Unter den Publikationen, die ich ausgewählt habe, sind zwei Tageszeitungen, nämlich „Der Tagesspiegel” und die „Süddeutsche Zeitung”. Den „SPIEGEL” habe ich mit hinzugenommen, weil ich den Online-Auftritt für besonders relevant halte, aber dazu später. Aus den Diagrammen, die die Verbreitung jeweils im zweiten Quartal einmal absolut und einmal relativ mit den Zahlen von 2004 als Grundlage darstellen, wird deutlich, dass die Verbreitung von „Bild” stärker fällt als die aller anderen Publikationen, wenn auch auf hohem Niveau.
Ganz anders sieht die Sache aber aus, wenn man sich einmal die Zugriffszahlen der Onlinepräsenzen anschaut. Ich muss anmerken, dass die Zahlen des Tagesspiegels von 2004-2006 auf „meinberlin (Der Tagesspiegel, Zitty)” beruhen. Ich bin dem im Detail nicht nachgegangen, da „tagesspiegel.de” die am wenigsten interessanten Zahlen bietet. Dargestellt sind jeweils die Pageimpressions und Visits vom Juli des betroffenen Jahres. Auch hier habe ich die Zahlen absolut und relativ dargestellt.
Deutlich ist zu sehen, dass „bild.de” sich anschickt, von den Visits her zu „spiegel.de” aufzuschließen. Nur „sueddeutsche.de” erreicht ein vergleichbares Wachstum, aber auf deutlich niedrigerem Niveau. Beim Wachstum lässt „bild.de” „spiegel.de” weit hinter sich.
Schauen wir auf die Klicks.
Hier ist das Bild noch deutlicher. „bild.de” ist in absoluten Zahlen führend und hängt beim Wachstum alle anderen Sites deutlich ab.
Zwar ist die Zahl der Seitenzugriffe online nicht direkt mit der Zahl der verkauften Druckerzeugnissen vergleichbar. Allein auf Grundlage der verkauften Zeitungen zu behaupten, „Bild” verliere Leser, halte ich allerdings für gewagt. Das darüber hinaus auf die politischen Kampagnen zurückzuführen, entbehrt jeder Grundlage. Auf Niggemeiers „womöglich auch” kann man deshalb wohl nur antworten: „Wahrscheinlich nicht.” Das beschriebene Phänomen fallender Leserzahlen existiert nämlich vermutlich gar nicht.
Für eher plausibel halte ich die These, dass es „Bild” verhältnismäßig gut gelingt, im Onlinegeschäft Fuß zu fassen. Möglicherweise wird im Verlag auch das Onlinegeschäft auf Kosten des Print-Geschäfts gefördert. Niggemeier als Medienblogger sollte so eine unternehmerische Entscheidung nicht überraschen.
Nachtrag 21:42: Zum Vergleich online/print sei noch hinzugefügt, dass sich die Visit-Zahlen auf einen Monat beziehen. 105 Mio. Visits entsprechen also etwa 3,5 Mio. Besuchen am Tag. Jeder Besucher auf „bild.de” macht etwa 14 Klicks. Dem gegenüber stehen 3,24 Mio. Zeitungen am Tag. Zumindest ist zu sagen, dass der Onlinebereich bestimmt nicht irrelevant ist.
Griefahn hatte in einer Pressemitteilung behauptet, das Parlament hätte handeln und das ZugErschwG auf den Weg bringen müssen, nachdem Ministerin von der Leyen den Vertrag mit den Providern geschlossen hatte. Das Parlament hat damit grundgesetzwidrige Handlungen der Exekutive legalisiert — ich sehe das eher so, dass das Parlament die Gesetze machen und die Regierung sich daran halten sollte. Ich habe gefragt, ob sie ihre Aufgabe als Abgeordnete nicht wahrnehme, oder ob ihre Pressemitteilung reine Beschwichtigung sei.
Wenn man in einer Zwickmühle ist, dann schiebt man es halt auf einen Dritten. Griefahn sagt, die Gerichte seien in Deutschland so langsam, dass eine gesetzliche Regelung das geringere Übel sei. Ich mag das nicht so recht glauben. Wenn das das Problem wäre, wäre außerdem Kollegin Brigitte Zypris die richtige Ansprechpartnerin. Einen Grund, schlechte Gesetze zu machen, gibt es deswegen nicht.
Davon abgesehen möchte ich die freundlichen Grüße nachsenden., die ich am Ende meiner Frage vergessen hatte.
Gut, dass es „BILDblog” gibt. Dass die Wahlbeobachter wegen der Nichtzulassung dreier Parteien kommen, ist nicht der Fall. Dass das eine Ente war, hätte sich ohne „BILDblog” wohl kaum herumgesprochen. Unsere Medien sind echt nicht besser als unsere Wahlleiter.
Das ist wirklich gruselig. Ich erkenne schon beim Überfliegen nicht wenige Artikel als unsinnig, irreführend oder falsch. Mir fallen da spontan die zahlreichen Gerüchte über den Machtkampf zwischen Porsche und VW ein. Oder die monatlichen Nachrichten, dass der Auftragseingang im Maschinenbau um etwa 50 % zurückgeganen sei — im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei gab es nur einen Absturz im Oktober letzten Jahres, aus dem ein Journalist natürilch jeden Monat wieder eine dramatische Meldung machen kann.
Dass ich an die Quelle gehe, war jetzt das erste mal. Was soll ich denn noch von meiner eigenen Meinung halten, die sich ja zu einem guten Teil auf Medienrezeption stützt, wenn die erste Recherche so endet? Da tun sich Abgründe auf. Gut, nun wurde in keinem Artikel behauptet, die Beobachter kämen wegen der Entscheidung des Bundeswahlleiters. Der Zusammenhang wurde aber durchaus nahegelegt. Keiner der Journalisten hat sich offenbar die Mühe gemacht, die zeitlichen Zusammenhänge zu prüfen. Insofern hatte es doch Sinn, mal nachzufragen.
Die Antwort der OSZE erübrigt sich damit. Ich bin trotzdem gespannt, ob die reagieren.
Habe gerade dieses T-Shirt bestellt. Der Beschreibungstext ist wirklich schön, die Bestellung aber nicht einfach. Schafft das jemand unter 10 Minuten? Tipp: Man muss eine Adresse anlegen, die wird im Bestellprozess nicht abgefragt.
Dennoch bin ich etwas verstört von den zeitlichen zusammenhängen. Ich habe deswegen mal an die OSZE geschrieben:
Election observers in Germany
Dear Sir or Madam,
In today's news I read that you decided to send election odservers to Germany. First of all, thanks for your effort, I appreciate that.
As a German citizen and elector I have a few questions. Probably it has come to your attention that the German election supervisor refused permission to participate in the election to a few smaller parties. Now I wonder about the chronology of the events.
1) I read that you were "invited" to observe the elections. Who invited you and when?
2) When did you decide to observer the German elections? Who made that decision?
Thanks in advance and best regards
Sven Lauritzen
Über die Antwort berichte ich hier.
Update: Der Spiegel könnte auch mal etwas schneller sein. Das würde mir ein wenig Schreiberei ersparen. Frage 1 wäre damit geklärt: Es liegt eine ständige Einladung der Bundesregierung vor. Jetzt geht's nur noch um Frage 2, ob der Ausschluss der drei Parteien der Auslöser war. Beobachtet werden soll ja die Wahl als ganzes. Schaden wird das bestimmt nicht.
Der Bundeswahlleiter erkennt der PARTEI den Parteistatus ab, obwohl der Vertreter der PARTEI Gravius allen Gründen widerspricht:
Die Partei legt Beschwerde ein. Ab Minute 10 geht's um die PARTEI. Die Vertreter der Partei klären Wahlleiter Egeler über den drohenden Verfassungsbruch auf und über die Möglichkeiten, das zu heilen. Der zeigt sich aber stur.
Auch die Grauen und die Freie Union sind betroffen. Spiegel online kommentiert das so.
Aus meiner Sicht ist das ein Eklat. Mir fehlen die Worte.
Warning: Use of undefined constant CHARSET_NATIVE - assumed 'CHARSET_NATIVE' (this will throw an Error in a future version of PHP) in /var/customers/webs/sven/blog.sven-lauritzen.de/web/serendipity_config.inc.php on line 179